„Wait, what?“ – Review Opus Teil 2

Ein epischer Zweiteiler sollte es sein. Vom famosen Satoshi Kon. Aber so ganz epic war das Leseerlebnis des zweiten Teils für mich nicht. ^^
Leider, denn ich hatte mich schon darauf gefreut. Worum ging es noch gleich? Ein Zeichner wird in die von ihm gezeichnete Welt gesogen und muss verhindern, dass sich diese selbst zerstört, weil seine Figuren widerspenstiger sind als gedacht. Doch es kommt alles anders als gedacht … *dödömm…dramatische Filmmusik* Für mehr Infos lest euch doch einfach mein Review zum ersten Teil durch. :) Falls ihr nicht gespoilert werden möchtet, dann kauft ihr lieber direkt den zweiten Teil und lest selbst. Denn bei diesem Manga komme ich nicht ohne zu spoilern aus. :D

Kurzer Nachtrag (8.5.2015): Dadurch, dass der Manga in zwei Bände aufgeteilt wurde, kostet das Gesamtwerk stolze 29,80 €. Bei diesem Preis bleibt bei mir leider der fade Nachgeschmack, dass ich hier nicht nur die vielleicht genialen Ergüsse eines Zeichners in der Hand halte, sondern auch die unschöne Idee, dass sich mit dem Namen Satoshi Kon gut Geld verdienen lässt, egal wie ausgereift der Manga eigentlich ist. Nur damit ihr noch einmal den Preis vor Augen habt, falls ihr noch unentschlossen seid und den Artikel aus Spoilerangst nicht lesen wollt. ;)

OPUS Teil 2; Satoshi Kon; Carlsen Manga

OPUS Teil 2; Satoshi Kon; Carlsen Manga

Durch Raum und Zeit und … alles

Im zweiten Teil jagen wir immer noch zusammen mit dem Zeichner und der ersten Hauptfigur Satoko dem widerspenstigen Helden Rin hinterher, der die letzte Seite des Manga geklaut hat. Doch dadurch, dass der Zeichner in seinen eigenen Zeichnungen herumrennt und wirres Zeug passiert, löst sich die gezeichnete Welt immer mehr auf. Dadurch geraten auch die Figuren in Gefahr für immer zu verschwinden. Für immer? Nun ja, nicht einmal der Zeichner selbst ist sich da so sicher. Rin ist mittlerweile übrigens in die Vergangenheit gereist, um dort die Geschichte zu ändern und Satokos Kindheit glücklicher verlaufen zu lassen. Wie er das gemacht hat? Also … durch äh Risse im Raumzeitkontinuum, die er anscheinend durch seine Spezialfähigkeiten nutzen kann, die nie genau erklärt werden. Das ist so einer der Kritikpunkte am Manga: Ich war mir nie so wirklich sicher, was für Spezialfähigkeiten dort üblich sind und ob es nun etwas besonderes ist, wenn man welche hat oder nicht. Denn alle drei Figuren auf der Seite der Guten haben welche und der Bösewicht hat ohnehin die Überspezialhypnopower. Die einzige „Person“ aus der Mangawelt ohne Spezialkräfte ist eine Piman, was in einer Fußnote mit „Pseudopersönlichkeit“ erklärt wird. Das war’s dann aber auch. Wir lernen so gut wie nichts über das Leben im Manga zu der Zeit als Zeichner Chikara Nagai hineinstolpert.

In der Vergangenheit wirkt es wiederum so, als gäbe es außer ganz seltenen Einzelfällen überhaupt niemanden mit Spezialfähigkeiten, da man diese eher geheimhalten muss. Glaube ich zumindest, so wirklich wird das nämlich auch nicht erklärt, weil wir gerade Verbrechern hinterherjagen, die kleine Mädchen abmurksen. Jepp, das war mal ein Turn im Manga, mit dem ich nicht so wirklich gerechnet hatte. o.O Aber in diese Story war eben auch Satoko verwickelt und deswegen möchte Rin damit herumpfuschen. Bedauerlicherweise würde er damit das ohnehin schon angeschlagene Raumzeitkondingsibums noch weiter zerbröseln, weswegen die anderen versuchen ihn zu stoppen. Ach ja und um den Megabösewicht geht es auch irgendwie. Denn dieser kann ohne die richtige Vergangenheit auch nicht erscheinen, man braucht ihn aber damit die Zukunft überhaupt existiert.

Dat ending!

Hach ja, verschiedene Realitäten und Zeitreisen, also Satoshi Kon wusste schon, wie man einen Mangaleser überfordern kann. :D Aber das ist nicht schlimm, das eigentlich schlimme kommt nun: Das Ende des Manga. Gerade als wir glauben die größten Kitschen aus der Vergangenheit abgeschliffen zu haben, taucht der böse Widersacher aka die Maske wieder auf und es sollte zum epischen Showdown kommen. Plötzlich fallen unsere Hauptcharaktere inklusive Mangazeichner ins Nichts. Bämm. Ende des Manga. Wait, what?

Okay, nicht ganz, aber fast. An dieser Stelle erfahren wir als Leser nämlich, dass Satoshi Kon Opus als längere Serie in einem Manga-Magazin geplant hatte. Leider wurde das Magazin 1996 vor Beenden der Serie eingestellt. Ja, damn, und jetzt? Jetzt hat der Carlsen Verlag (oder der japanische Verlag Tokuma Shoten, der zuerst auf die Idee kam) noch ein Ende eingebaut, das Satoshi Kon vorgezeichnet, aber nie richtig koloriert und fertig gemacht hat. Und dieses Ende ist noch einmal so meta, dass ich völlig perplex davor saß. :D Dieses spoilere ich euch jetzt dann doch mal nicht, aber es hat den Manga für mich gerettet, denn irgendwie konnte ich so doch mit der Geschichte abschließen und wenn ich nur den abgebrochenen Showdown gehabt hätte, wäre ich wohl beleidigt gewesen und hätte den Manga (Satoshi Kon hin oder her) völlig verrissen. So hat er mich doch noch zum Nachdenken angeregt. Auch wenn ich mich jetzt eher nicht so bereit fühle für Satoshi Kons andere Werke, da ich bisher nur begeisterte Rezensionen gelesen habe und mich der Manga so sehr dann doch nicht vom Hocker gerissen hat.

Was habe ich überlesen?

Aber vielleicht habe ich auch nur mal wieder fünf Milliarden zarte Zwischentöne überlesen. o.O Für mich war jedenfalls ganz klar, dass man die Charaktere und die Hintergründe der von Kon geschaffenen Welt noch um einiges hätte ausbauen können. So blieben alle Charaktere für mich recht farblos – ich war davon ausgegangen, dass sich das im zweiten Band verbessern würde. Auch so eine richtige Charakterentwicklung findet nicht statt. So ein bisschen verändern sich alle durch die Interaktion mit ihrem Zeichner bzw. mit den eigenen Figuren schon, aber richtige Wow-Erlebnisse waren jetzt nicht dabei.

Falls ihr den Manga gelesen haben solltet, dann würde mich sehr sehr sehr interessieren, wie ihr ihn fandet und ob ihr so begeistert wart wie alle Rezensenten deren Texte ich bisher überflogen habe. Oder fandet ihr das Ende auch ein wenig schade? Habt ihr viel mehr Tiefgründigkeit darin gefunden? Habt ihr die Charaktere liebgewonnen? Ich bleibe nun jedenfalls unentschlossen und grübelnd zurück und überlege, welche Tiefgründigkeit ich übersehen haben könnte. ^^

Einen schlüssigen Tag wünscht euch
eure 0utofjoint ;)

7 Kommentare

    1. Ach nein, so schlimm ist es nicht. Aber eben eine Hommage an einen bekannten Zeichner, der diese Serie nun mal leider nicht so beenden konnte, wie er das ursprünglich vorhatte. Und das ist halt ein wenig naja. Ich möchte fast „Geldmacherei“ sagen, aber den Verlagen geht es ja heutzutage nicht so gut … ;)

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      1. Die Qualität von Büchern hat generell nachgelassen. Irgendwie haben die Menschen die „Lust am Word“ verloren. Lektoren, Korrektoren schludern oft bei ihrem Job. Anders kann ich mir haarsträubende Fehler in (manchen) Romanen kaum erklären. Ja, es geht nur noch ums schnelle Geld. Ein relativ bekannter Autor, der Bücher am Fließband produziert, da muss doch was zu holen sein …! So denken die und boxen das Machwerk durch.

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        1. Ohja. Auch im Journalismus gibt es ja oft gar kein richtiges Lektorat mehr, da kommen dann Fehler zustande … Furchtbar … :/ Bei Verlagen gibt es immerhin noch Lektoren, wobei da vermutlich auch gespart und die vorhandenen bestmöglich „ausgelastet“ werden. Menschen sind ja bekanntlich mit Maschinen gleichzusetzen, die umso rentabler laufen, je mehr Arbeit sie gleichzeitig verrichten dürfen. Hauptsache schwarze Zahlen, der Rest ist egal.
          Ich hoffe einfach, dass sich diese Mentalität auf Dauer nicht durchsetzt!

          Gefällt 1 Person

    1. Okay. :D Schön, dass ich dich noch mehr davon abhalten konnte. Oder so. ^^ Hätte das Ding nun 10 oder meinetwegen auch 15 € gekostet, statt 29,80 € wäre ich vielleicht auch begeisterter gewesen. ;)

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