Ich wollte schon immer mal

Eigentlich müsste man ja mal …

Jeder kennt sie, diese Momente. Momente, in denen man sich dazu hinreißen lässt, folgendes zu sagen: „Also ich müsste ja …“ gefolgt von einer Tätigkeit, die man in Angriff nehmen sollte, auf die man bloß gerade keine Lust hat. Abspülen kann man schließlich auch später noch. Das Buch ist gerade so spannend.
Die Steigerung folgt dann, wenn man durchgehend zu wenig Zeit hat: „Eigentlich müsste ich ja mal …“ Konkret wäre das zum Beispiel: „Eigentlich solltest du aufräumen, aber noch sieht man den Boden ja. Stellenweise.“ Dabei fungiert „eigentlich“ als das Signalwort für die Tatsache, dass wir hier nur von theoretischen Veränderungen im Raum-Zeit-Aufräum-Kontinuum sprechen, die wir in der nächsten halben Stunde oder vor dem Ende der Staffel unserer momentanen Lieblingsserie ohnehin nicht in Angriff nehmen werden.

Die nächste Steigerungsform ist eine, über die ich in gewisser Weise bereits ganze Artikel verfasst habe und die nie langweilig wird: „Ich wollte ja immer mal …“ Dieses Konstrukt enthält einzig und allein die Aussage, dass ich mich für eine Sache interessieren würde, wenn es nicht einen gewissen Aufwand bedeuten würde sich mit dieser aueinander zu setzen. So wollte ich ja immer mal Japanisch gelernt haben oder mir ein paar koordinatorische Fähigkeiten beim Sport aneignen. Aber wenn mir nicht spontan jemand einen Kurs inklusive Urlaub dafür spendiert, werde ich das auch die nächsten Monate oder im schlimmsten Fall die nächsten Jahre nur gewollt haben. Denn obwohl der Satz ja eigentlich einen vergangenen Zustand ausdrückt, scheint der Zeitpunkt „mal“ bei dieser  grammatikalischen Form mysteriöserweise immer in der Zukunft zu liegen. Unabhängig davon, wie oft man den entsprechenden Satz äußert.

Theoretisch müsste ja mal jemand irgendwas tun.

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