rezension

Was es bedeutet zu wenig zu haben. Scarcity / Knappheit – Buchrezension

Es gibt nur selten den Fall, dass ich sagen kann: Der erste Satz eines Buchs hat mich überzeugt. Bei „Scarcity“ war es so. Das Sachbuch beginn nämlich mit einer Einleitung der beiden Autoren Sendhil Mullainathan und Eldar Shafir und der erste Satz lautet:

„We wrote this book because we were too busy not to.“ also „Wir haben dieses Buch geschrieben, weil wir zu beschäftigt waren, das nicht zu tun.“ ^^

Die englische Ausgabe: Scarcity - The true cost of not having enough. Sendhil Mullainathan; Eldar Shafir

Die englische Ausgabe: Scarcity – The true cost of not having enough.
Sendhil Mullainathan; Eldar Shafir

Klingt im ersten Moment widersprüchlich, wird aber im Laufe der Einleitung erklärt. Mich hat der Satz auf jeden Fall direkt angesprochen – vielleicht weil ich mal wieder von A nach B gehetzt bin und mir fünf Minuten in einer Bahnhofsbuchhandlung gegönnt habe. Da fühlt man sich gleich von „too busy“ angesprochen. ;) „Scarcity“ auf Deutsch „Knappheit“ ist ein Sachbuch. Aber kein langweiliges mit Dingen, die man schon 100 Mal gehört hat. Denn die beiden Autoren beschäftigen sich damit, was eigentlich mit unserem Hirn passiert, wenn wir zu wenig haben – damit können sowohl Geld und Zeit als auch Kontakte zu anderen Menschen gemeint sein. Die beiden analysieren also wie sich Armut, Überarbeitung und Einsamkeit auf unsere kognitiven Fähigkeiten auswirken. Da sie die Sache von einem wirtschaftswissenschaftlichen und verhaltensökonomischen Standpunkt aus betrachten, kommen sie ohne komplizierte Namen von Neurotransmittern aus und auch die Finanzbegriffe sind so einfach gehalten, dass das Buch ohne Fachkenntnisse leicht zu verstehen ist.

Da ihr sicher alle keine Zeit habt, fasse ich kurz zusammen, was Knappheit mit uns allen anrichtet: Sie macht uns doof, was wiederum verhindert, dass wir leicht wieder aus Zeitmangel, Schulden oder Einsamkeit heraus kommen. Das ist im Groben wirklich die recht deprimierende Kernaussage. (mehr …)

Leichen, starke Frauen, Detektive – Comic-Review „Malcolm Max“ Bd. 1

Kaum hatte ich es angekündigt, habe ich auch direkt den ersten Band des Comics „Malcolm Max“ durchgelesen, der da heißt „Body Snatchers„. Der Comic stammt storytechnisch aus der Feder von Peter Menningen und zeichnerisch durfte sich Ingo Römling darin austoben, der lustigerweise bereits vor 10 Jahren die Cover diverser deutschsprachiger Gothic- und Metal-Bands/-Künstler wie Samsas Traum, ASP oder Lacrimosa verschönerte. Die ich jetzt einfach mal seeeehr frei in diese Genres eingeteilt habe, da ich ersteren für vollkommen irre halte, von mittlerem vor lauter Bass flüchte und mit letzterem auch nicht so viel anfangen kann. Man verzeihe mir also meine Ahnungslosigkeit. (Weiter stünden bei den Referenzen auch noch die mir sympathischere Band Saltatio Mortis oder die wesentlich unsympathischere Deutsche Bank Real Estate zur Auswahl … :D)

Der Comic, über den ich ja jetzt eigentlich reden wollte, spielt im viktorianischen London – was ja immer gut ist, da man hier in der wunderbaren Gesellschaft von Sherlock Holmes und ewigem Themsenebel ist, während nebenan Jack the Ripper vor sich hin metzelt. Gleichzeitig spielt die Geschichte kurz vor der Industrialisierung (Dampfmaschine und so) und deswegen begegnen unseren beiden Hauptcharakteren Malcolm Max und Charisma Myskina im Lauf der Story neben Vodoo-Zauber, lebenden Toten, Geistern und grausamen Mördern auch einige seltsame neumodische Erfindungen.

Malcolm Max - Body Snatchers von Ingo Römling und Peter Mennigen; Splitter Verlag

Malcolm Max – Body Snatchers von Ingo Römling und Peter Mennigen; Splitter Verlag; Banana for Scale :3

Die Story ist auf jeden Fall ungewöhnlich, denn sie liegt zwischen dem klassischen Sherlock’schen Detektivroman und einer übersinnlichen Gruselgeschichte. So ist die mit Vorliebe eine Augenbraue hochziehende Charisma, deren Schmollippen Angelina Jolie Konkurrenz machen, eigentlich eine Halbvampirin mit irgendwie übersinnlichen Fähigkeiten und adligem Blut. Das is mal ne Ansage. Allerdings merkt man von ihrer vampiresken Natur im ersten Band noch nichts, da sie kein Blut trinken muss (Halbvampire müssen das anscheinend nicht), im Tageslicht wandeln kann (Yo, ein Daywalker!) und sich abgesehen von ihrer sehr selbstbewussten Art überaus normal zeigt und keineswegs irgendwie magisch begabt zeigt. Malcolm Max ist hingegen ein berechnender Meisterdetektiv, der natürlich Ähnlichkeiten mit Sherlock Holmes zeigt – abgesehen von seiner Schwäche und Beliebtheit beim weiblichen Geschlecht. In „Body Snatchers“ ermittelt das Team in einer Mordserie an jungen Frauen.

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