Heute geht’s um Cosplay. „Cos- … was?“ Ein Satz den wirklich mal jemand dort sagen sollte, wo mir die Idee zu diesem Artikel kam: auf dem Japan-Tag. Allein um die verwirrten Blicke der Umstehenden Cosplayer zu sehen würde sich das lohnen. Für alle, die auf dieser Seite gelandet sind, ohne mit meinen Mangareviews etwas anfangen zu können, die also keine Ahnung haben, was zum Henker die Tante da gerade faselt, aber trotzdem weiterlesen, weil ihnen furchtbar langweilig ist, erlaubt mir, euch das als absolute Nicht-Expertin kurz zu erklären. (Wenn mein Satzbau so kurz und knapp bleibt, sollte ich vielleicht doch noch Germanistik-Professorin werden …) *lufthol*
Cosplayer verkleiden sich als Personen aus ihren Lieblingsgeschichten, seien es Manga-, Anime-, Games- oder Buchhelden. Die dazugehörigen Kostüme, das Make-up und etwaige Perrücken variieren von der Aufwendigkeit zwischen „hatte ich/Mutti/mein großer Bruder noch im Kleiderschrank“ bis hin zu „habe ich in den letzten 7 Monaten selbst designed, geschneidert, eine Lehre als Maskenbildnerin gemacht und ach ja, die Waffe is auch selbst geschmiedet“. Also von lustigem mal eben so verkleiden bis hin zu „Holy shit, wo ist das Filmteam??“. Letzteres findet man natürlich wesentlich seltener als ersteres, aber trotzdem gibt es sehr viele Stufen dazwischen, die immer noch recht aufwendig sind und auf jeder Convention o.Ä. findet man garantiert mindestens ein Kostüm, für das jemand viele Wochenenden und/oder viel Geld geopfert hat.
Warum cosplayed jemand? Weil es Spaß macht, sich mit dem Fandom zu identifizieren und Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn einem Leute hinterherschauen, Fotos machen oder einen ansprechen. Naja und teilweise sieht man bei all dem sogar noch gut aus. :D Schließlich gibt es auch in Animes unattraktive Figuren -zwar weniger als strahlende Helden, aber es gibt sie-, doch die werden so weit ich das überblicke wesentlich seltener gespielt als die hübchen. Selbst bei Bösewichtern sind es meistens sexy Harley Quinns oder allerhöchstens mal ein verruchter Joker, die man da so sieht. Falls ihr andere Erfahrungen gemacht habt, dürft ihr mich natürlich gerne korrigieren.
Die neverending Cosplay Story
Wie immer wenn Menschen seltsame Kostüme tragen, entbrennt die gleiche Diskussion. Darf jeder einfach jeden Charakter darstellen, bei dem er oder sie das möchte?
Die Antwort um mich herum lautete beim Japan-Tag ganz klar „NEIN!!1!einself!“. Die Begründung: Jeder war sicher schon einmal in der Situation, jemanden vor sich zu haben, der sich -sagen wir mal- für seinen Körpertyp unpassend gekleidet hat. (So etwas tun schließlich nicht nur irgendwelche Cosplayer.) Um es unfreundlich zu sagen: (Fast) niemand möchte sehr dicke Mädchen sehen, die sich in Kostüme quetschen, aus denen die Hälfte von ihnen wieder heraus quillt. Genauso wenig möchte jemand die Bierbäuche irgendwelcher Kerle präsentiert bekommen oder gedanklich Xylophon spielen, wenn einem die Rippen eines unterernährten Cosplayers entgegenspringen, weil der gespielte Charakter nur einen Schal als Oberkörper-Deko verwendet. Mir ist natürlich bewusst, dass magere Leute prinzipiell weniger Kritik ernten, wenn sie muskulöse Deppen spielen. Das fällt einfach weniger auf. Doch sehen wir den Tatsachen ins Auge: Schönheit und Attraktivität mögen zwar subjektiv variieren, aber die meisten Menschen möchten voluminöse Körper nicht in Kostümgröße XS und bauchfrei präsentiert bekommen. Ich versuche aber mal zu ergründen, weswegen das vielleicht trotzdem oft passiert.
Denn ich persönlich kann vollkommen verstehen, wenn jemand eine Person aus einem Anime soooo toll findet, dass er/sie unbedingt genau diese Person darstellen möchte. Wäre es dann aber nicht vielleicht sinnvoller, zu versuchen das Standardkostüm eines Charakters abzuwandeln, so dass es einem auch einigermaßen steht? Also ich wär da in manchen Fällen schon so irgendwie dafür. ^^ Wem danach zumute ist, der könnte sogar die Tatsache, dass er keinen „Standard Anime Körper“ besitzt auch zum eigenen Vorteil nutzen. Oder bringt einer von euch nicht gerne andere Menschen zum lachen? Dafür muss man natürlich sehr viel Selbstironie besitzen und das tut halt nicht jeder. Verständlich. Aber ich fand die Idee sympathisch. :)