„Äh, watt?“ – Sprachliche Differenzen

Ich habe in meinem Leben schon in mehreren Regionen Deutschlands gelebt, komme aber ursprünglich aus dem Rheinland. Bei meinen Umzügen habe ich festgestellt, dass es auch innerhalb Deutschlands nicht immer ganz einfach ist, sein Gegenüber zu verstehen.
Mein Lieblingsbeispiel zuerst. ;)

Schwäbisch für Anfänger

Also vor allem die Schwaben neigen ja auch dazu Dinge besonders kreativ auszusprechen. So wird aus „Hätten Sie eine Tüte für mich?“ eher „Hebbet’zie mir a …“ also „Hätten Sie mir eine …“ und bei Tüte muss ich wieder aufgeben, es klingt irgendwie wie „diehd“ oder so, aber das is bei meinem Glück eine schwäbische Beleidigung, daher spar ich mir das rätselraten. :D Grammatikalisch jedenfalls sehr schön, dass noch einmal betont wird, dass ich die Tüte für mich brauche und nicht etwa für meinen ungehobelten Nachbarn, dessen Baum seine Äste auf mein Grundstück hängen lässt. Ja wo kämet mir denn da hin?! Oder so … ;)

Andererseits drücken manche Dinge auch besondere Eigenheiten der Gruppe aus, die den Dialekt spricht. So ist mir das gemütliche schwäbische „Dees mach’sch.“ (wörtl. „Das machst du.“) sehr sympathisch geworden. Es kann in etwa soviel bedeuten wie „Klingt nach nem guten Plan, solltest du ausprobieren!“ oder „Geht mir völlig am Allerwertesten vorbei, aber da es mich nicht betrifft, mach du nur.“, ich habe es in den meisten Fällen aber einfach nur als eine sehr gechillte positive Rückmeldung erlebt.

Einige andere Begriffe haben mich allerdings im Schwabenländle sehr verwirrt. So habe ich mich zum Beispiel beim ersten Mal entsetzt gefragt, was die Klamotten meiner Nürtinger Mitbewohnerin denn um Himmels Willen verbrochen haben, dass sie sie jetzt „kurz hinrichten“ muss. O.o Tja, bei uns sagt man eben höchstens „herrichten“ und „hinrichten“ ist für schwerwiegendere Verbrechen reserviert.

Was ich übrigens immer sehr lustig finde, ist wenn jemand sagt „Ja, der Schwabe“ oder „der Schwabe an sich …“, so als gäbe es davon nur einen, der in den passenden Situationen aus dem Gebüsch springt und „Ha’noooooiii!“ ruft. :D Was übrigens nicht die Hauptstadt von Vietnam meint, sondern „Aber nicht doch!“ bzw. „Aber nein (=noi)“ bedeutet.
Was können die Schwaben noch so? Einiges und davon fällt mir gerade gar nicht alles ein. Aber sie können Raum und Zeit manipulieren, da bin ich mir sicher! Denn in Stuttgart läuft man nicht zum Bus, sondern „auf den Bus“ und wenn er auf jemanden warten muss, schaltet der pfiffige Schwabe anscheinend kurz sein Raumzeitkontinuums-Wurmloch ein und wartet nicht wie alle Normalsterblichen – oh nein! Er „wartet g’schwind“, also schnell. Und wie man schnell warten soll, das wollte mir leider auch keiner erklären, dort unten. Alle haben mich nur irritiert angeschaut. :( Die dürfen das sicher keinen Außenstehenden verraten! Eine Verschwörung!

Hauptstadtslang? Fehlanzeige

Ähem. Aber mal weg von den Schwaben, auch wenn sie den Anspruch auf das dialekttechnisch anspruchsvollste Volk haben, bei dem ich bisher zu Gast war, es gibt ja auch noch andere Dialekte.

Ick war ja ooch ma in Bahliehn, wa? Zu eurer aller Enttäuschung muss ich euch nun allerdings mitteilen, dass die da gar nicht alle so reden. :( Die meisten Berliner reden nämlich Hochdeutsch und nur die Brandenburger aus dem Umland sprechen meist eine Mischung aus dem was Außenstehende als „Berlinerisch“ kennen und, nun ja, „Sächsisch“. Nicht alle, aber einige. Ein Ausdruck den ich allerdings nur dort gehört habe und dessen grammatikalische Strangeness mich immer zusammenzucken ließ, war: „Hast du das einstecken?“ WTF? Wenn ich rausgehe und fragen will ob meine Mitbewohnerin einen Schlüssel mitgenommen hat, dann frag ich doch auch nicht „Hast du den Schlüssel einpacken?“ Es gibt Verbformen aus einem bestimmten Grund, warum nutzt ihr die dann nich für alle Verben? Argh. Aber gut, ich bin ja auch nich unfehlbar. Das mit dem „einstecken“ wollte dort nämlich niemand einsehen, dafür wurde ich ausgelacht, weil man bei uns zuhause anscheinend inkorrekter Weise manchmal „was“ und „etwas“ als Synonyme verwendet. Soll heißen, für mich wäre es normal zu fragen: „Kannst du mir mal was Wasser eingießen?“, wenn ich Durst habe. Aber anscheinend ist das so falsch, dass man dafür sogar ausgelacht werden kann … o.O Es gibt auch sicher noch mehr rheinländische Fehler, aber auf die wurde ich noch nich hingewiesen.

Nette OWLer

Nun ja. Mittlerweile wohne ich in Ostwestfalen -hab ich schonmal erwähnt, dass niemand außer den Ostwestfalen diesen Landstrich so nennt??- und dachte so nahe an Hannover dran sprechen die alle Hochdeutsch. Aber Pustekuchen, is nich! (Ist Pustekuchen eigentlich auch was regionales? Ich merke gerade, dass ich den Begriff so gut wie noch nie geschrieben hab. :D)

Denn als ich gestern ein Päcken von der Post abholen wollte und anrief, um zu fragen, ob es schon dort rumliegt meinte die Dame am Telefon nur: „Wo kommt das denn weg?“ Und ich war völlig verwirrt und dachte zunächst ich hätte mich verhört. Sie meinte auf mein planloses „Äh, wie bitte?“ dann aber „Wo kommt denn das her? Also H&M, Amazon, Otto …“ Daraus schließe ich, dass die Leute hier sehr rücksichtsvoll sind. Denn wer sich ein Päckchen bestellt und soch dann darüber Gedanken macht, wem der Päckcheninhalt jetzt fehlt, also der muss schon sehr bedacht auf seine Mitmenschen sein. ;)

Wie sieht es bei euch aus? Was findet ihr an eurem Dialekt total toll oder welchen Dialekt mögt ihr gar nicht?

Ich bin gespannt!
Eure 0utofjoint

2 Kommentare

  1. Tasche heißt auf schwäbisch „gugg“. :DD Hab ich auch demletzt lernen dürfen! Von meinem Dialekt muss ich ja gar nicht erst anfangen.
    „Hasche mir mo e Dasch?“ Was so viel heißt wie: „Hätten Sie eine Tüte für mich?“

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    1. Ja, gugg mal einer an, das ergibt ja überhaupt keinen Sinn für mich. ^^ Aber so sind sie halt die Geheimspra…Dialekte! Und rheinisch im vollendeten Stil is ja auch total unelegant – aber lustig halt :D

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