Katana-Schwingerin im post-apokalyptischen Tokyo – SOUM-Review

Ich konnte mal wieder eine Zugfahrt nicht ungerüstet antreten und habe daher wieder Bahnhofsbuchhandlungen geplündert. Dieses Mal dabei ergattert habe ich: SOUM, einen eher untypischen Manga.

Der Manga ist nach dem Hauptcharakter Soum benannt, den ihr auch auf dem Cover seht. Eine (natürlich) gut aussehende Frau, die ein Schwert in der Hand hält. Allerdings wirkt Soum wenig typisch-weiblich, wenn sie betrunken auf dem Motorrad mit ihrem Katana zombiartige Wesen zermetzelt. Jepp, das passiert da wirklich.

Cover "SOUM"; Luis Royo/Romulo Royo, Zeichnungen Kenny Ruiz; cross cult Verlag

Cover „SOUM“; Luis Royo/Romulo Royo, Zeichnungen Kenny Ruiz; Cross Cult Verlag

Aber zunächst zum Hintergrund des Manga. Soum ist nämlich kein gewöhnlich entstandener Manga, wie ich finde, und basiert auf einer Story von Luis Royo und seinem Sohn Rómulo. Ersteren kennen die meisten von euch sicher als diesen Gothic-Erotik-Zeichner, dessen Kalender in allen möglichen Buchläden und den Händen von Vampir-Fans zu finden sind. (Und btw wer zum Henker nennt seinen Sohn (fast) so wie einen der Gründerväter Roms? :D Vielleicht is das voll der normale spanische Name, aber ich muss bei „Rómulo“ die ganze Zeit an Romulus und Remus denken, also für mich isses da kein Wunder, dass die seltsame Sachen kreieren. ;) )

Jedenfalls gibt es weitere Bestandteile der „Zeit des Bösen“, die ich allerdings bisher nicht kenne und mit dem Manga wollten sich die Royos auf einen der Hauptcharaktere konzentrieren. Die Zeichnungen dazu stammen von einem spanischen (oder zumindest spanisch-sprechenden) Mangaka, namens Kenny Ruiz, was für mich ein echtes Argument für den Kauf des Mangas war, da ich mit den Royo-Werken prinzipiell eher wenig anfangen kann. Viel zu viele impressionistische Lichtreflexe (garantiert der falsche Ausdruck), zu viel Dramatik, laszive Blicke und so weiter. ^^

Manga meets Comic – Die Zeichnungen

Ich muss zugeben: Ich mag die Zeichnungen wirklich wirklich gerne! Sie sind ein wenig Manga und viel Oldschool-Comic, aber seht selbst, was ich meine.

Ausschnitt aus "SOUM" von Luis Royo/Romulo Royo, Zeichnungen Kenny Ruiz

Ausschnitt aus „SOUM“ von Luis Royo/Romulo Royo, Zeichnungen Kenny Ruiz

Der Manga hat mich vom Zeichenstil und der „altmodischen“ Art her kurz an Black Lagoon erinnert, doch im Gegensatz zum Galgenhumor dort ist „Soum“ insgesamt sehr ernst und es gab fast keine Stelle, an der ich lachen oder schmunzeln musste. Auch alberne Zeichnungen, von peinlich berührten Charakteren sucht man vergebens. Das ist aber nicht schlimm, denn die ganze Story ist sehr straightforward. Der Charakter Soum hat so viele Ecken und Kanten, dass lustiges Herumblödeln gar nicht zu ihr passen würde.

Seltsame Wesen, blutige Kämpfe, heiße Helden – Worum geht’s?

Nun ja, prinzipiell geht es mal wieder um die Apokalypse. Glaube ich. So genau wurde das nämlich noch nicht geklärt. Plötzlich sind wohl seltsame übernatürliche Wesen, die japanischen Mythen nachempfunden sind, aufgetaucht und die Menschheit ist krass deizimiert wurden. Unterdrückt von Yakuza kann man noch einigermaßen sicher – dafür aber unfrei – vor sich hin leben. Ansonsten scheinen die meisten, die keinem Dämonenklan oder ähnlichem angehören, auf sich selbst gestellt zu sein.

Herein brettert Soum. Sie ist eine sehr gute Kämpferin, die sich ungern an andere bindet, aber prinzipiell wohl schon gerne eine bessere Welt und so hätte. Sie hat natürlich eine Hintergrundgeschichte, während derer sie zu DER Megaoberüberkämpferin ausgebildet wurde, weswegen sie jetzt mit Leichtigkeit allen Gegnern ihr Katana um die Ohren sausen lässt, ohne auch nur abzubremsen. Außerdem gibt es natürlich ein „dunkles Geheimnis“, weswegen sie keine Beziehungen zu anderen aufbauen möchte. Im Laufe des Manga bekommt Soum die Aufgabe, ein Päckchen zu beschützen, das das Schicksal der Welt entscheidet. Denn irgendwie findet da so etwas statt, was mit Göttern und dem Kampf zwischen Licht und Dunkelheit und so zu tun hat. Soum steht dabei auf der einen Seite als Dienerin einer der entscheidenden Persönlichkeiten – im Manga wird aber nur das Erscheinen besagter Person angekündigt. Ebenso wird auf der Gegenseite, der der geflügelten Wesen, auch das Erscheinen eines gottgleichen Wesens erwartet. Doch das ist nur der Kampf, der in den zugehörigen Büchern beschrieben wird. Im Manga geht es ausschließlich um Soums Geschichte, ihre Herkunft und ihr Überleben im postapokalyptischen Tokyo.

Besonders interessant fand ich dabei, wie viele verschiedene neue „Spezies“ im Manga auftauchen. Umso bedauerlicher ist es, dass diese fast nur namentlich bzw. in wenigen Panels erwähnt werden und nur im Anhang erläutert wird, welches Grusellebewesen denn z.B. auf Seite 35 versucht hat, Soum umzubringen. Dass viele dieser Dinger lebensgefährlich sind, kann sich der Leser denken, aber wie es zur Apokalypse kam und warum diese Figuren auf der Erde aufgetaucht sind, wird ebenso wenig erklärt, wie die genauen Eigenschaften der Wesen im Rahmen der Story genannt werden. Da ist ein kurzer Anhang mit einer trockenen Auflistung als Ausgleich nur wenig befriedigend. Das könnte aber auch daran liegen, dass man den Manga als reines spin-off betrachten nicht unabhängig von den Büchern lesen sollte. Aber so hab ichs halt nicht gemacht. :)

 Il Fazito … Mein Fazit

Insgesamt fand ich SOUM „ganz gut“. Ich bin voll auf die Zeichnungen abgegangen, aber leider hat mich die Story nicht so mitgerissen, wie sie das hätte tun können. Ich fand die Protagonistin Soum ganz cool, aber gerade durch ihren Mangel an Gefühlsausbrüchen (und die etwas dramatische Mädcheninternat-Hintergrundstory) bin ich mit ihr doch nicht wirklich warm geworden. Ich wäre allerdings nicht abgeneigt, den zweiten Band zu lesen, falls noch einer erscheint, denn vielleicht bekommt die Geschichte noch mehr Schwung und wird weniger vorhersehbar. Im Moment kamen mir abgesehen von den verschiedenen Spezies, die auftauchten, nämlich noch zu viele unoriginell eingesetzte klassische Elemente einer Postapokalypse-Story vor. Es gibt zwei Kräfte, die gegeneinander kämpfen müssen und zum x-ten Mal wiedergeboren werden. Superkriegerinnen, die alle beschützen, Monster, Unterdrückung der Menschheit, eine tragische Geschichte der Hauptcharakterin und so weiter und so fort. ^^ (Hauptcharakterin führ ich jetzt einfach mal als neues Wort ein, so.)

War da noch was? Royo und so?

Ach ja, wer jetzt denkt „Moment, da fehlt doch noch was. Ich dachte der Autor macht so Erotikgedöns …“, der hat Recht. Es gibt im Manga natürlich auch viel nackte Haut zu sehen, sogar männliche. :D Aber hauptsächlich eben doch weibliche. Allerdings gehen die Royos und Herr Ruiz bewusst den erwachseneren Weg, eben nicht nur durch „Hups, mir ist was runtergefallen, oh nein, ein Windstoß“ Unterhöschen zu zeigen und Mädchen rot werden zu lassen, während sie ihren Ausschnitt hochpushen, nein, hier gibt es wirklich auch mal Sex. Allerdings keinen arg romantischen, der würde nun wirklich nicht ins Genre passen. ;) Dafür sieht man als Leser – es gibt ja den Anspruch Pornographie und Erotik zu trennen – keine primären Geschlechtsorgane. Euch bleibt also falls ihr „SOUM“ lest, hoffentlich ein „Yaoi-Trauma“ erspart. :D Falls ihr „SOUM“ bereits gelesen habt, bin ich sehr gespannt, was ihr davon haltet und ob ihr auch die restlichen „Zeit des Bösen“-Bestandteile kennt. Dann bitte unbedingt kommentieren. Falls ihr sonst noch was loswerden möchtet, dann natürlich auch. ;)

Ich schwinge mich dann jetzt auch mal geistig auf mein Motorrad und drive into the sunset und so. Einen erholsamen und gemetzelfreien Schlaf wünscht euch
eure 0utofjoint =)

2 Kommentare

  1. Dieser Manga hört sich für mich schon interessant an, aber ich warte mal bis Band 2 (wenn es den geben wird) raus kommt & du ihn gelesen hast. Hoffe du bloggst davon ebenso wie mit dem ersten Band. Mich interessieren auch noch die anderen Mangas die du besitzt. Gibt es da auch schon Vorstellungen in deinem Blog?

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    1. Freut mich wenn dir meine Reviews so gut gefallen! :) Ja, bin gespannt ob da ein zweiter Teil kommt.
      Hmm.. Also von den neueren, die vor kurzem erst rausgekommen sind (oder die ich erst vor kurzem entdeckt habe), sind eigentlich alle bei meinen reviews bzw. unter „lesen“ zu finden. Sind nicht sooo viele, ich weiß, aber ich denke viele ältere Mangas sind schon so bekannt, dass ich da nix mehr zu sagen kann – oder ich hab einfach bei weitem noch nich alle Bände … ^^“
      Ansonsten steht in meinem Auslagerungsregal bei meinen Eltern noch der 1. Band von „Drifters“ und von „Box of Spirits“. Falls die beiden dich besonders interessieren, könnt ich mich mit denen nochmal auseinandersetzen :)

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